FAQ

Die häufigsten Fragen (FAQ) zum Umgang mit religiöser und kultureller Diversität

 

Für diese Website wurden sie im Bezirk Hamburg-Mitte, im Rauhen Haus und von der Redaktion gesammelt, mit Kurzantworten versehen und mit passenden Praxisbeispielen verknüpft. Die Liste ist offen und wird ergänzt.

Wie gelingt ein gelassener Umgang mit Diversität im Team?

Wie können Menschen durch Feiern traditioneller Feste im öffentlichen Raum ein Zeichen setzen für ein Zusammenleben in Vielfalt?

Wie kann Religiosität in öffentlichen Räumen gelebt werden?

Wie fördert man gemeinsame Werte und gibt zugleich unterschiedlichen Glaubensvorstellungen Raum?

Welche Angebote bringen zurückgezogen lebende Menschen dazu, aus dem Haus zu gehen und mitzumachen?

Wie kommt man mit Menschen ins Gespräch, deren Glaubenspraxis mit Regeln der Institution in Konflikt gerät?

Welche Freizeitangebote können das Miteinander fördern?

Wie gelingt es, im Sozialraum mit Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Herkünften und Glaubensrichtungen ins Gespräch zu kommen?

Auf welche Weise können Pflegefachkräfte dabei unterstützt werden, mit existenziellen Fragen wie Leiden und Krankheit in ihrer Praxis glaubens- und kultursensibel umzugehen?

Wie kann die offene Jugendhilfe auf die religiösen Bedürfnisse und Fragen der Jugendlichen eingehen?

Wie kann man mit einer glaubens- und kultursensiblen Haltung Familien unterschiedlichster Herkunft fördern?

Wie und bis zu welcher Grenze lässt sich ein Dialog führen, wenn Äußerungen von Nutzerinnen und Nutzern fundamentalistisch klingen?


Wie gelingt ein gelassener Umgang mit Diversität im Team?

Mit ehrlichem Interesse für Glauben und Kultur der Kolleginnen und Kollegen entsteht ein Austausch, Vertrauen und Offenheit wachsen. Auch sehr persönliche Fragen können dann zur Sprache kommen. Missverständnisse werden vermieden, Vorurteile und Spannungen abgebaut. So wächst Gelassenheit im Umgang miteinander und mehr Zusammenhalt im Team.



Wie können traditionelle Feste im öffentlichen Raum ein Zeichen setzen für ein Zusammenleben in Vielfalt?

Indem die Feier eines traditionellen Festes im öffentlichen Raum so gestaltet wird, dass sie das Miteinander fördert und die Teilnahme von Menschen von außerhalb dieser Traditionen ausdrücklich gewünscht und begrüßt wird. Am besten gelingt dies durch ein breites Bündnis an Kooperationspartnern aus dem Stadtteil.



Wie kann Religiosität in öffentlichen Räumen gelebt werden?

Entweder individuell – oder ohne eine bestimmte Ausrichtung, also überkonfessionell und offen für alle. Die Regeln dafür werden am besten für alle nachvollziehbar in einer Hausordnung festgehalten. Das hilft den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso wie den Nutzerinnen und Nutzern.



Wie gibt man unterschiedlichen Glaubensvorstellungen Raum und fördert zugleich gemeinsame Werte?

Die Räume, über die ein Stadtteilzentrum verfügt, sind eine wertvolle Ressource. Wenn sie als Teil des Hauskonzepts auch an externe Gruppen und religiöse Gemeinschaften vermietet werden, entstehen Kontakte zwischen den Nutzerinnen und Nutzern und zwischen den Organisatorinnen und Organisatoren. Im zweiten Schritt können sie zu gemeinsamen Projekten eingeladen werden, die den Austausch über Werte fördern und die gemeinsame Wertebasis verdeutlichen.



Welche Angebote bringen zurückgezogen lebende Menschen dazu, aus dem Haus zu gehen und mitzumachen?

Manche Menschen sind nur schwer zu erreichen. Vielleicht sprechen sie nur wenig Deutsch oder suchen prinzipiell ungern öffentliche Einrichtungen auf. Sie werden am ehesten durch Mund-zu-Mund-Propaganda im Stadtteil erreicht. Ein Team in einem Kinder- und Familienzentrum, das mehrere Sprachen spricht, begrüßt jede Besucherin und jeden Besucher persönlich und fragt mit viel Fingerspitzengefühl nach möglichen Anliegen und Interessen.



Wie kommt man mit Menschen ins Gespräch, deren Glaubenspraxis mit Regeln der Institution in Konflikt gerät?

Institutionen sollten systematisch auf Dialog setzen. Ein Beispiel: Eltern möchten aus religiösen Gründen nicht, dass ihr Kind am Schwimm- oder am Biologie-Unterricht teilnimmt. Die Schule könnte einfach auf Regeln bestehen und die Teilnahme verlangen. Aber selbst hier ist Dialog sinnvoll: So können alle Beteiligten das gemeinsame Ziel in den Blick nehmen: etwa den Lernerfolg und die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler.



Welche Freizeitangebote können das Miteinander fördern?

Breitensport ist gut geeignet als Begegnungsmöglichkeit. Damit ist Diversität auch Thema in den Sportvereinen. Die Organisatorinnen und Organisatoren der Angebote brauchen Glaubens- und Kultursensibilität, damit sich Menschen verschiedener Hautfarben, Religionen und Kulturen im Verein wohlfühlen.



Wie gelingt es, im Sozialraum mit Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Herkünften und Glaubensrichtungen ins Gespräch zu kommen?

Ganz einfache Angebote, die auch mit geringen Sprachkenntnissen oder sogar komplett ohne sprechen zu müssen, genutzt werden können, motivieren dazu, die Einrichtung aufzusuchen. Durch persönliche Begrüßung jeder Besucherin und jedes Besuchers wird ein echtes Interesse spürbar, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Durch zeitnahe, einfach zu nutzende Beratungs- und Unterstützungsangebote. Sehr wichtig sind auch Mitwirkungsmöglichkeiten, Einwirkung auf das Angebot und Möglichkeiten, selbst ehrenamtlich mitzuwirken.



Auf welche Weise können Pflegefachkräfte dabei unterstützt werden, mit existenziellen Fragen wie Leiden und Krankheit in ihrer Praxis glaubens- und kultursensibel umzugehen?

Ein glaubens- und kultursensibel gestalteter Religionsunterricht in der Ausbildung hilft, eine professionelle Haltung zu existenziellen Fragen zu entwickeln. Dies ist wichtig, um in der eigenen beruflichen Praxis selbst glaubens- und kultursensibel mit Patientinnen und Patienten sowie Pflegebedürftigen zu arbeiten, sprechfähig zu sein auch zu Sinnfragen und Glaubensvorstellungen. Es bedeutet auch, die eigene Haltung zu existenziellen Fragen reflektiert zu haben. Dies wiederum ist zugleich ein Element zur Vorbeugung von Burnout.



Wie kann die offene Jugendhilfe auf die religiösen Bedürfnisse und Fragen der Jugendlichen eingehen?

Anders als in der eigenen Kirchen- oder Moscheegemeinde kann die offene Kinder- und Jugendhilfe Jugendlichen einen Raum bieten, in dem sie sich mit Gleichaltrigen aus anderen Gemeinden und Glaubensrichtungen und auch solchen, die nicht religiös sind, austauschen. Das ist wichtig, denn viele Fragen betreffen nicht nur den eigenen Glauben, sondern gerade auch das Miteinander in Vielfalt, mit dem die Jugendlichen aufwachsen. Voraussetzung dafür ist, dass die Einrichtung belastbare Beziehungen zu unterschiedlichen religiösen Gemeinschaften im Stadtteil aufbaut und pflegt. So kann Vertrauen bei den Eltern wachsen, sie erlauben ihren Kindern den Besuch der Einrichtung, und es können gemeinsame Projekte des Dialogs entstehen.



Wie kann man mit einer glaubens- und kultursensiblen Haltung Familien unterschiedlichster Herkunft fördern?

Eltern und Kinder spüren, wenn sie mit ihrer jeweiligen Kultur und ihren Glaubensvorstellungen willkommen sind. Die Mitarbeitenden können ihnen das Ankommen in der Einrichtung leicht machen, indem sie gerade zu Beginn neue Teilnehmende aufmerksam begleiten und Kontakte untereinander fördern. So werden zum Beispiel Angebote frühkindlicher Bildung gern wahrgenommen.



Wie und bis zu welcher Grenze lässt sich ein Dialog führen, wenn Äußerungen von Nutzerinnen und Nutzern fundamentalistisch klingen?

Mit einer Person reden, die offenbar fundamentalistisch ist? Bloß das nicht. – Falsch! Denn ein Gespräch birgt große Chancen. Fallbeispiele zeigen, worauf es dabei ankommt und räumen mehrere falsche Annahmen über Fundamentalismus aus dem Weg.